1. Trail Verbier St-Bernard     Link zum Veranstalter

am 04./05. Juli 09  Erstaustragung des Trail Verbier St-Barnard 105 Km / 52 Km
Eine Neuigkeit für alle Langstreckenrenner und Liebhaber schöner Landschaften! Der neue Trail "Trail Verbier Saint-Bernard" findet am 4. und 5. Juli statt. Die Strecke geht durch 7 Gemeinden und 5 Täler auf einer Höhe zwischen 700 et 2‘900m. ü.M. im Herzen der Massive des Mont-Blanc und der Combins. Den Teilnehmer stehen zwei Varianten zur Verfügung: - La Boucle (der Ring), 105 km zwischen La Fouly und Verbier und zurück mit einem Höhenunterschied von 7200m und - La Traversée (die Durchquerung), 52 km zwischen La Fouly und Verbier mit einem Höhenunterschied von 4000m.

Infos zur Strecke etc. auf unserer Ausschreibung zur Teilnahme       
 Rangliste       zur Bildergallerie
Bericht im Rhiiblatt vom 23. Juli 09

La Boucle (der Ring), 105 km zwischen La Fouly und Verbier und zurück mit einem Höhenunterschied von 7200 hm      zur Rangliste
 

Marco Jäger  110  Bericht
15.25,44
Overall  6.  / Kat. 2.
Stefan Sigron   131  Bericht
17.06,37
Overall 12.  / Kat. 5.
Thomas Tscharner  134   Bericht
21.28,09
Overall  40.  / Kat. 5.

Stefan Bücherl  90
20.00,36
Overall  32.  / Kat. 13.

Fausto Pellegrini   121
18.36,08
Overall 22.  / Kat. 10.

Denise Zimmermann  29
17.12,58
Siegerin Damen !!
Overall 14.  /  Kat. 1.

52 km zwischen La Fouly und Verbier mit einem Höhenunterschied von 4000 hm

Ursula Bär  1064
12.36,24
Overall 33. / Kat. 11.

Nicole Konrad  1046
10.06,26
Overall 13.  / Kat. 10.

Katrin Hensch  1070
10.06,29
Overall 14.  / Kat. 3.

unser Betreuer-Team

Petra Jäger Margot Herrmann   Bericht

Silvan Jäger


Erlebnisbericht von Stefan zur Anreise am Freitag:

Ein Alpinrunner gibt nicht auf
7'500 Höhenmeter, 104 km, 12 Verpflegungsposten, 9 Alpinrunner im Ziel, 6 fehlende Verstrebungen im Bett, 5 mal umsteigen, 3 Alpinrunner auf dem Podest und 3 geniale Betreuer(innen)….

Mit einem vom EHC Chur gemieteten Bus fahre wir alle zusammen nach Verbier, mit Thomas am Steuer, routiniert wie ein Postautochauffeur. Die Bergwelt rund um Verbier lässt schon erahnen, was da auf uns zukommt. Einchecken im Sportzentrum, Nummern holen, ein kühles Bier und dann ein flexibler Wirt, der uns für 18 Franken spontan ein Salatbuffet und Teigwaren anbietet, obwohl so etwas nicht auf seiner Karte steht.

Dann Vorbereitungen für den grossen Tag. Diskussionen um Bekleidung, Schuhwerk, Rucksäcke, Verpflegung….Schon daran merkt man, dass kein normaler Lauf bevorsteht. Fausto mit einem spontan bei der Nummernausgabe gekauften Rucksack, Denise mit einer ziemlich grossen Taschenapotheke, die schon fast einem Notarzt gute Dienste leisten könnte, verschiedenste Gels und der neue Trend: Kompressionssocken. Diejenigen, die schon beim Transalpine 2008 dabei waren, geben den anderen ihr zweites „Team Alpinrunner“-Shirt. So erkennt man uns gleich als Alpinrunner. Dann, schon nach Mitternacht, endlich Ruhe. Kurz darauf sieht man im Dunkeln Fausto an seinem Bett hantieren, die Matratze hochgehoben, wie ein Automechaniker unter der Motorhaube. Er versucht zu Retten, was an diesem Bett noch zu retten ist, denn ca. ein Drittel der Latten fehlt. Für ein paar Minuten Ruhe, dann steht plötzlich Silvan neben dem Kajütenbett, wie ein Geist in seinem weissen Pyjama, zerrt die Matratze herunter und legt sich draussen unter dem Sternenhimmel zum Schlafen hin. Zu warm ist es im Zimmer mit immerhin 8 Leuten. Kurz darauf macht sich auch Stefan B. auf den Weg nach draussen, samt Bettinhalt. Nachdem einer der beiden Fremden, die auch in diesem Zimmer einquartiert worden sind, mit einem „Zusammenschiss“ endlich davon abgebracht werden kann, weiter zu schnarchen, ist dann endlich Ruhe. Für kurze Zeit. Um 03.00 geht der Wecker ab. 03.30 ist Frühstück. Auf dem kurzen Fussweg zum Start fällt Fausto der halbe Inhalt aus dem Rucksack. Das fängt ja gut an. Um 5 Uhr der Startschuss. Die letzten Sekunden sind ungewöhnlich ruhig. Alle denken wohl daran, was noch bevorsteht. Unser Betreuerteam mit Petra, Margot und Silvan liegt noch in den Federn. Auch Ihnen steht ein strenger Tag bevor. Und auch diejenigen, die in La Fouly starten, träumen noch etwas. Für sie ist um 07.00 Frühstück

Erlebnisbericht von Marco über "die Schlaufe":

Da standen wir alle hinter der Startlinie bereit im halbdunkeln und warteten auf den Start. Aus dem Lautsprechern hörte man gedämpft (war ja noch Nachtruhe) eine Stimme etwas auf Französisch plaudern was ich als Sprachbanause nicht verstand und mir auch egal war. Wir wünschten uns gegenseitig noch alles Gute zum Lauf zu und schon ging es los ohne Hektik und ohne Gedränge durch die Strassen von Verbier. Einige Zuschauer waren doch bereits am Strassenrand und gaben uns Läufern Glückwünsche auf den Weg. Beim Verlassen des Dorfes gelangten wir auf einen Bergwanderweg der uns mit schönen Aussichten zur Bergstation oberhalb Verbier brachte, eine wunderbare Sonnenaufgangstimmung erlebten wir auf dem Grat entlang und das musste man einfach geniessen, es war herrlich. Bald erreichte ich den ersten Verpflegungsposten bei einer Bergstation. Das Läuferfeld hat sich bereits etwas auseinander gezogen und es herrschte keine Hektik an den Verpflegungsposten, die es etwa alle 10 Km einen gab. Der erste Anstieg bereits hinter uns und nun folgte ein Abstieg nach Sembrancher von 2200 nach 800 m.ü.M. mit einem Zwischenanstieg von 200 hm auf einer Teerstrasse (:-() Beim runter laufen auf den fast 20 km konnte ich etliche Läufer überholen und glaubte dann bei unserer ersten persönlichen Verpflegung in Sembrancher nicht als Silvan mir sagte es seien erst 6 Läufer vor mir durch. Ich lief fast das ganze Rennen alleine, darum kann ich nur aus meiner Sicht beschreiben wie ich diesen Lauf empfunden habe. Es war nun gegen 9 Uhr und das Wetter war sehr schön, sodass die Sonne bereits etwas einheizte. Auf schönem Wanderwegen geht die Strecke entlang das Tal hoch  gegen Orsiere. In Champex die nächste Verpflegungsstation, jetzt hiess es genügend trinken wenn es so warm geworden ist und die Temperaturen steigend sind. Nun folgen 500 hm absteigend nach Issert im Val Verret, sehr schönes Gebiet das mich an das Rheinwald erinnert. Ein Bach fliesst dahin der bestimmt sehr kühl wäre um etwas abzukühlen, aber nicht gerade in Reichweite. Leider hat es auf der ganzen Strecke keine Brunnen und der Wasservorrat aus dem Rucksack geht langsam zu ende. Bald erreichte ich La Foully wo der Start der kürzeren Distanz erfolgt. Von der Zeit her war ich sehr gut unterwegs und konnte eine Stunde vor dem Start der Läufer in La Fouly passieren. Es war ein tolles Gefühl durch das Dorf zu laufen in 7. Position, es kam mir etwas vor wie in Bergün beim K78 bevor der K42 gestartet wird. Es wurde applaudiert und die vielen Läufer bildeten eine Gasse wo ich durchlaufen konnte. Da standen dann Petra, Silvan und Margot die mich bereits erwarteten um mir die Wasserreserve zu füllen und meinen Verpflegungswünsche zu erfüllen. Ich hatte seit einiger Zeit nichts mehr zu trinken und war sehr durstig, sodass ich anstelle eines halben Bechers Cola den mir Petra geben wollte, gleich die Flasche ansetzte und ein haben Liter Cola runter schletzte. Das war herrlich. Weiter ging's an den vielen applaudierenden Leuten vorbei, Silvan begleitete mich etwa 3 Km eine Alpstrasse hoch und kehrte dann wieder. Für mich liegen nun ca. 1000hm anstieg bis zum höchsten Punkt der Tour auf 2750 m.ü.M. Alleine wie gewohnt lief, oder eher wanderte ich dem Bergpfad hoch und traf ein paar wenige Wanderer auf der Strecke an. Von weitem bereits sah ich dann auf dem Übergang eine Ansammlung Leute stehen, das musste der höchste Punkt sein. Als ich diesen erreicht hatte wollte ich ein "Juchzger" laufen lassen, aber der blieb im Hals stecken. Einer vom Streckenposten winkte mich gegen ein Schneefeld her meinte hier geht es weiter, ja dann dachte ich mir und rutschte auf dem Schneefeld die folgenden ca. 200 hm runter, erst auf den Schuhen, dann auf dem Hosenboden das ging ja rasant vorwärts, judihui... Am Schneefeldende musste ich dann erst mal meine Schuhe vom Schnee befreien, mein Hintern hatte Zeit genug um wieder zu trocknen. Der folgende Abstieg nach Liddes erforderte volle Konzentration auf den Kalksteinbestückten Wanderwegen, ich wollte doch kein Sturz riskieren. Trotzdem schnell unterwegs überholte ich gruppenweise Wanderer die mit ihren hohen Bergschuhen etwas erstaunt stehen blieben und mir nachschauten. Dann kamen die schnellen Läufer des Rennens, das in La Fouly gestartet wurde. Nun holte ich ein Läufer ein, der vor Krämpfe nur noch wacklig auf den Beinen stand. Ich fragte um zu helfen, aber er gehe nun ganz langsam. Oha, hoffentlich stehe ich das durch ohne Krämpfe die folgenden noch 38 Km. Dann rief mich Petra an, sie können nicht nach Liddes kommen, der Bus musste abgeschleppt werden und sie versuchen dann nach Lourtier, dem letzten grossen Verpflegungsposten zu kommen. Na gut, verpflege ich mich bei Liddes beim offiziellen Verpflegungsposten. Es ging in eine Mehrzweckhalle, dort haben sie alles bereitgestellt auf Tischen, aber ich konnte nichts essen, mag einfach nichts. Auf einer Leinwand wurden die aktuellen Durchgangszeiten angezeigt, da erscheint eine Liste mit vielen Namen und meiner auf der fünften Linie, ich fragte eine Helferin ist das die Rangliste? oui, oui! antwortete sie und zeigte auf meinen Namen und bemerkt gleich, dass mein Verfolger 10 min. hinter mir liegt. Das stresste mich nicht, da ich das Ziel Verbier vor Augen hatte und keine Rangierung, aber erstaunt war ich schon, dass ich so weit vorne lief. Ich packte dann ein Stück Brot und Käse für unterwegs, aber gegessen hatten es dann doch die Füchse oder Hasen. Beim nächsten Brunnen nahm ich mir dann Zeit um mein Trinksack zu füllen, das war dann sehr wichtig, denn 1300 hm folgen wieder. Eine wunderbare Landschaft hier im Wallis, rechts geht es gegen den Grand Combin und der Mont Blanc ist auch nicht so weit entfernt. Vor der letzten grossen Verpflegung kam mir Silvan ein weites Stück entgegen und wir liefen gemeinsam runter nach Lourtier wo Petra und Margot warteten. Ein letztes Mal gut verpflegen mit Nudelsuppe, ein Weggli und ein Gel als Reserve in den Rucksack und los auf die letzte Herausforderung 1400 hm und "nur noch" 12 Km , das schaffe ich, das wusste ich nun sicher, dass ich nach Verbier laufen kann, egal wie lange ich brauche. Nun wurde es schon hart, denn der Aufstieg ins Skigebiet von Verbier hat eine happige Steigung die mich zweimal zwang eine kurze Pause einzusetzen. Nun überholte mich einer der grossen Strecke und ich verlor ein Platz, das steckte ich locker weg, denn er lief noch recht kräftig voran. Jedoch kam dann noch einer mit dreistelliger Nummer (die vom 52 km hatten vierstellige Nummern) das wollte ich mir nun nicht mehr bieten lassen und verschärfte mein Tempo, da es nun nur noch 8 km runter geht nach Verbier. Ich sah ihn dann erst im Ziel wieder mit 12 min. Abstand und auf den nächsten vor mir fehlten gerade mal 30 Sekunden. Silvan stand im Ziel und gratulierte mir zu meinem 6. Platz. Ich war stolz und glücklich darüber dass ich es geschafft habe und noch bei Tageslicht das Ziel erreichte. Mit Schüttelfrost und steifen Beinen wackelte ich zur Unterkunft unter eine warme Dusche und wartete im warmen Schlafsack auf die folgenden Alpinrunner/innen.
 

Erlebnisbericht von Betreuerseite gesehen, von Margot:

105 Km und 7'200 Hm respektive 52 Km und 4'000 Hm – wer macht denn so was?
Die Alpinrunner natürlich. Denise, Ursula, Nicole Katrin, Marco, Thomas, Stefan S., Stefan B und Fausto sind die Wilden. Die kann man aber da nicht alleine auf die Strecke lassen und deshalb haben wir (Petra, Silvan, Margot) ein Betreuerteam gestellt.
Ausgestattet mit Strassen- und Routenplänen und beladen mit Verpflegung, Ersatzkleidern, Arznei und allerlei Tuben und Pülverchen sind wir am Samstag morgen zu noch ganz christlicher Stunde mit unserem Bus nach Sembracher an den ersten Posten gefahren. Unser erster Läufer, Marco,  liess dann auch nicht lange auf sich warten und war superschnell unterwegs. Nachdem alle verpflegt und mit guten Wünschen wieder auf der Strecke  waren hatte uns das Wettkampffieber erfasst und wir freuten uns auf den zweiten Treff bei Halbzeit in La Fouly.
Leider war unser Bus nicht halb so fit wie wir und hat kurz vor dem Ziel einfach schlapp gemacht. Ein kurzes Pfeifen, dann ein Räuchlein und zum Schluss noch Gestank und aus die Maus. Keilriemen gerissen. Zugegeben, dass haben wir nicht selbst herausgefunden obwohl wir alle lange und intensiv den Motorraum studierten, samt Handbuch.
Unsere Läufer mussten aber trotzdem nicht ohne uns durch die 52 Kilometerschranke und wir waren froh, alle gesund und ohne grössere Probleme anzutreffen. Hier standen nun auch die  drei Frauen von  der kürzeren Strecke im Startblock und erwarteten ihr Abenteuer.
Ja und wir standen auch da mit einem Berg Gepäck viel gutem Willen und einem Auto das nicht mehr wollte. Nach einer Odyssee mit Akrobatikübungen in Sachen Französisch, Abschleppwagen,  den Silvan auch noch selber chauffieren musste  und einer nicht ganz billigen Taxifahrt standen wir wieder vor dem Centre Sportive in Verbier. Was nun? Den dritten Posten hatten wir verpasst aber für den letzten in Lourtier könnte es noch reichen, wenn wir ein Gefährt auftreiben konnten. Petra und Silvan machten sich ans Werk und schon bald sassen wir nur noch mit Proviant bewaffnet bei hilfsbereiten Mitbetreuern im Wagen.
Dieser Verpflegungsposten war dann ganz speziell. Von hier waren es „nur“ noch 11 Km für die  verrückten Zeitgenossen. Ein letztes Mal verpflegen, aufmuntern, ein wenig trösten und weiter ging's. Auf Dämmerung und einen schönen Sonnenuntergang folgte schon bald die Nacht. Überall am Berg sahen wir gelbe Punkte durch den Wald aufblinken. Es mutete fast ein wenig gespenstisch an, als Petra und ich ein Stück der Strecke entlang gingen und noch manch einsamen Kämpfergeist  motivierten.
Die letzte Herausforderung war dann noch die Fahrt Richtung Schlafsack um 0.45 Uhr im Schutthlebus. Schmale Bergstrasse, hunderte Meter Abhang und ein pressanter Chauffeur. Mit einem Stossgebet gen Himmel und dem Schutzengel auf der Schulter sind wir dann doch heil gelandet.  
Nicht wirklich freiwillig und auch nicht plötzlich „grün“ nach der vielen Lauferei in der Natur haben wir den Heimweg mit den öVs bewältigt. War nicht für alle ganz einfach mit soviel Gepäck und müden Knochen aber was ein richtiger Alpinrunner ist steckt das lucky weg.
Es war ein Wochenende der etwas anderen Art.

So hat Thomas diesen „verrückten“ Lauf erlebt

Was haben wir uns im Vorfeld für Gedanken über diesen Lauf gemacht, wie geht man eine solche Distanz an, kann man so ein Lauf überhaupt überstehen usw. Die genauen Daten des Veranstalters: 105.72km mit +/- 7340 hm ? so was verrücktes. Die Distanz ist ja noch nachvollziehbar, etwas mehr als der K78 aber die Höhenmeter!! Nicht vorstellbar. Jetzt stehen wir also hier am Start, morgens um 5 Uhr. Schon das ist speziell und erinnert mich an den Transalpin - Run 08, als wir um 7 Uhr gestartet sind. Der Start also im Morgengrauen, zuerst durch das Dorf und schon fängt die erste Steigung an. Ich sehe Denis, Marco und die beiden Stefans vorne in Pulk verschwinden, nur Fausto ist noch hinten bei mir, er hantiert noch etwas an seinen Stöcken herum. Je höher wir steigen, umso heller wird es und schon bald können wir den Sonnenaufgang erleben. Der Aufstieg zum Pierre Avoi ist etwas zum geniessen und doch stelle ich mir die Frage, bin ich nicht zu schnell angegangen? Ein sehr schönes Panorama - Trail führt zur Bergstation Savoleyre und dann hinunter zur ersten Verpflegung bei Croix de Coeur. Diese Gegend kenne ich noch sehr gut von meinen Einsätzen für Funkverbindungen des Gran Raid Cristalp, einem Bike – Rennen oder dem Rally du Valais oder auch für die Patrouille de Glacier. Kurz nach der Verpflegung laufe ich zu Oli Ritschard auf, ein Bekannter der am 1. Erlebnislauf dabei war. Den folgenden Teil der Strecke laufen wir mehrheitlich zusammen. Erst kurz vor Sembrancher, einem flachen Teil nach ca. 30 km zieht er wieder davon. Bei Sembrancher bei 31km und dem tiefsten Punkt der ganzen Strecke bei 720 m ü M ist die erste grosse Verpflegung. Hier warten auch Petra, Margot und Silvan auf mich. Kurze Pause, den Camelback füllen, etwas essen und weiter geht’s. Was ich mir als leichten Aufstieg in Richtung Champex vorgestellt habe, zeigt sich als steiler Aufstieg ohne Abwechslung, und es wird immer wärmer. Ich habe meine erste Krise und einige Läufer ziehen an mir vorbei. Hier nur genug trinken und etwas essen und dann ein Abstieg von etwa 400 m bis nach Issert. Es folgt ein nicht enden wollender Teil bis nach La Fouly. Es wir immer wärmer, ich habe das Gefühl nicht vom Fleck zu kommen und zudem laufe ich fast alleine. Vorne sehe ich niemanden und von hinten kommt auch keiner. Den letzten teil vor La Fouly laufe ich nur noch, obwohl es gar nicht steil ist und mir ist eigentlich klar, dass ich in La Fouly aufhöre. Dort angekommen, werde ich von unserem Betreuerteam herzlich empfangen. Ich sei doch gut im Rennen in meine Absicht aufzuhören überrascht sie eher. Ich nehme mir eine Bedenkfrist und verpflege mich dabei ganz gemütlich. Erst als ich sehe, dass eine ganze Gruppe weiterer Läufer eintrifft, entschliesse ich mich spontan, doch weiter zu laufen. Das eben erfahrene Problem mit unserem Fahrzeug gibt mir auch noch zu denken und ich versuche telefonisch so gut wie möglich zu helfen. Bald merke ich, dass der Entscheid weiter zu laufen wohl richtig war, denn es geht mir plötzlich wieder gut und ich kann in kurzer Zeit einige Läufer/innen überholen. Dann der steile Aufstieg zum höchsten Punkt auf 2750m. Ein nicht endender, sehr steiler Aufstieg, bei dem ich einige kurze Pausen zur Erholung der übersäuerten Muskeln einlege. Inzwischen hat auch das Wetter gekehrt und kurz vor dem höchsten Punkt fängt es leicht an zu regnen. Hier hole ich auch Oli wieder ein und gemeinsam nehmen wir, bei dichtem Nebel den Abstieg in Angriff. Zuerst erreichen wir ein grosses, stark abfallendes Schneefeld voller Spuren. Wegen dem dichten Nebel erkennen wir zuerst aber nicht wo es endet und in welche Richtung es geht. Total durchnässt geht’s weiter, 1400 hm hinunter bis nach Liddes. Das geht ganz schön in die Oberschenkel und hier ist für mich wieder eine Pause angesagt. Ich verpflege mich ganz gemütlich, wechsle meine durchnässten Socken und weil es wieder angefangen hat zu regnen, ziehe ich meinen Regenschutz an und mache mich an die nächste Steigung. Die Gewissheit, doch schon fast 75km und 4600hm gemeistert zu haben, gibt mir nochmals einen Schub und die folgende Steigung von 1100hm auf 6km bis zur Cabane de Mille ist genau das was mir gefällt. Unterwegs hohle ich Oli wieder ein, der etwas früher in Liddes losgelaufen ist. Bei der Cabane de Mille gibt es warme Boullion in feinen Früchtekuchen. Der Regen hat aufgehört und im folgenden Abstieg, der zuerst sehr anspruchsvoll mit vielen kurze Gegensteigungen versehen ist, fühle ich mich richtig wohl und bald habe ich eine ganze Gruppe hinter mir gelassen und laufe alleine dem nächste Kontrollposten bei der Cabane de Brunet entgegen. Bis hierher habe ich praktisch kaum einmal auf die Uhr geschaut aber jetzt ab 10 Uhr abends zwingt mich die einbrechende Dunkelheit, eine der Pflicht –Stirnlampen aus dem Rucksack zu nehmen. Jetzt kommt mir auch plötzlich der Gedanke, dass ich es bis ins Ziel schaffen kann! Der zweitletzte Abstieg? Nicht zuviel denken, laufen ist angesagt und der Abstieg im Dunkeln mit der Lampe braucht dann einiges mehr an Zeit. Kurz vor Lourtier, der nächsten Verpflegung höre ich jemanden hopp rufen und bald erkenne ich zu meiner grossen Freude im Schein der Lampe, dass Petra und Margot hier auf mich warten. Während ich meine Beine etwas strecke, werde ich mit Verpflegung bedient. So jetzt noch der Rest, 94km sind bereits geschafft! Noch diesen Aufstieg nach La Chaux und dann nur noch runter nach Verbier, da kann nichts mehr schief gehen? Inzwischen ist Oli auch eingetroffen und gemeinsam gehen wir in den letzten Aufstieg. Auch dieser Aufstieg ist mit 1200hm auf 5km wieder sehr steil. Wieder fühle ich mich recht wohl dabei und kann eine ganze Reihe Läufer/innen überholen. Im Dunkeln kann ich nicht erkennen, ob es solche der langen oder der kurzen Strecke sind. Oberhalb der Waldgrenze bin ich plötzlich ganz alleine. Irgendwo, noch weit weg vermute ich das Licht vom nächsten Posten, hinter mir sehe ich niemanden. Irgendetwas gibt in der nahen Bergwiese seltsame Pfeifgeräusche von sich, ich kann aber nicht einordnen was es für ein Tier sein könnte. Etwas weiter oben biegt es nach links ab und bald sehe ich die Lichter von La Chaux. Bis dorthin führt der Weg aber noch über einen grösseren Bach und hier hole ich dann auch wieder eine Gruppe von Läufern/innen ein. Es scheint vielen doch einige Mühe zu bereiten, müde und im Dunkeln durch die Nacht zu laufen. Nach dem Kontroll – und Verpflegungsposten La Chaux laufe ich zügig weiter, zuerst über einen  Feldweg und dann einem Wasserkanal entlang in Richtung Les Ruinettes. Wieder höre ich ein gleiches Pfeifen aus der nahen Wiese, nur gibt es jetzt etwas weiter weg jedes Mal eine Antwort, die ähnlich tönt. Schon bin ich wieder ganz alleine und nach einiger Zeit sehe ich die ersten Lichter von Verbier. Ein gutes Gefühl aber noch bin ich nicht im Ziel. Es fehlen noch 700hm Abstieg, alles durch den Wald bis zum Dorfrand von Verbier. Zuerst empfängt mich eine Frau, vermutlich vom O.K. die mir auf französisch sagt, es gehe nur noch 200m bis ins Ziel und dann fragt mich doch ein am Strassenrand sitzender Typ auf englisch, ob ich ihm eine Zigarette hätte. Meine spontane Reaktion “spinnsch eigentli“ wird er wohl nur an der Gestik verstanden haben. Und jetzt das Ziel, es ist mir zuerst gar nicht so klar, dass es jetzt fertig ist und ich es geschafft habe. Ich setze mich einmal hin, es ist bald 02Uhr 30, essen mag ich nichts, am ehesten hätte ich ein Bier getrunken wenn ich gerade eines bekommen hätte. Nach ein paar Minuten kommt auch Oli ins Ziel und nach einer kurzen Gratulation wünschen wir uns beide nichts anderes mehr als eine warme Dusche und dann ab in den Schlafsack. Eine zufriedene Gelassenheit ab der vollbrachten Leistung erfüllt mich in den folgenden Tagen. Die Müdigkeit ist weg und Beschwerden habe ich gar keine mehr und im Nachhinein bin ich froh, habe ich das Rennen nicht bei Halbzeit aufgegeben, sonst hätte ich ein wirklich eindrückliches Erlebnis verpasst.            
 

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